Frühlingserwachen rund um den Schlachthof: Nun, da klar ist, dass das Quartier eine Zukunft hat, ist es vorbei, mit der jahrelangen Westast-Lähmung. Rodungsarbeiten auf der Brache an der Ecke Aebistrasse/Gurnigelstrasse deuten darauf hin, dass der Baustopp wohl aufgehoben ist und bald weitergebaut werden soll.
Entlang der Gurnigelstrasse und im ganzen Quartier bringen verantwortungsvolle Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer ihre Liegenschaften wieder auf Vordermann. So wurde bereits vor Ostern auch das bald 60jährige Hochhaus an der Murtenstrasse 71 eingerüstet. Bald strahlt seine Fassade wieder in alter Frische.
Ganz anders sieht es jedoch (vorläufig) auf dem Schlachthofareal aus: An allen Ecken und Enden ist zu beobachten, wie der Zahn der Zeit den schützenswerten Gebäuden zusetzt. Zerbrochene Fensterscheiben, Risse in den Wänden, bröckelnder Putz sind die augenfälligen Schäden. Wie es um die Bausubstanz der stattlichen Liegenschaften steht, wäre näher zu untersuchen. Fest steht: Auch hier braucht es dringend Sanierungsarbeiten, um den jahrelangen Verfall zu stoppen und die schützenswerten Gebäude langfristig zu erhalten.
Bereits vor sechs Jahren wurde der imposante Kamin aus den 1930er Jahren «aus Sicherheitsgründen» in einer Blitzaktion rückgebaut. Zurückgeblieben ist bloss der Sockel. Nun gilt es zu verhindern, dass weitere Gebäude, namentlich die ehemaligen Schlachthallen aus dem Jahr 1885 oder die imposante Anlage entlang der Salzhausstrasse von 1916, das gleiche Schicksal ereilt.
Verantwortlich dafür ist die Stadt, Eigentümerin des ehemaligen Schlachthofs. In den letzten Jahrzehnten wurde das gesamte Areal als Zwischennutzung an verschiedene Betriebe und Einzelpersonen vermietet. In den Unterhalt oder die Instandhaltung wurde kaum etwas investiert. Das war auch richtig, solange man davon ausgehen musste, dass sämtliche Bauten des ehemaligen Schlachthofs dereinst der Autobahn weichen müssen.
Nun hat sich die Situation jedoch grundlegend verändert. Deshalb ist es an der Zeit, dass auch die Stadt, nach dem Vorbild der privaten LiegenschaftsbesitzerInnen, ihre Verantwortung wahrnimmt. Die schützenswerten historischen Gebäude müssen umgehend gesichert werden, damit nicht noch mehr kaputt geht. Zu wertvoll sind sie, als dass man sie einfach weiter vergammeln lassen darf.
Text und Bilder: Gabriela Neuhaus