STADTREGIERUNG ZERSTÖRT KULTURZENTRUM

Ein selbst­ver­wal­te­tes Kul­tur- und Be­geg­nungs­zen­trum auf dem Areal des al­ten Schlacht­hofs – die Vi­sion, die in Biel im­mer mehr Leute be­geis­tert, war in Lu­gano seit 2002 be­reits Rea­li­tät: «Das ‘Mo­lino’ (be­nannt nach dem ers­ten Stand­ort ei­nes au­to­no­men Ju­gend­zen­trums im Tes­sin in ei­ner Gross­mühle in Vi­ga­nello) war so et­was wie das au­to­nome Herz des Tes­sins, ein Ort für Kon­zerte, Filme und Dis­kus­sio­nen, für al­ter­na­tive Kul­tur, die sich der Pro­fit­lo­gik ent­zieht», schreibt die WOZ über das Cen­tro So­ciale Au­to­gestito auf dem «Ex-Macello» in Lugano.

Diese ge­lebte Uto­pie ist Ge­schichte… In der Nacht vom 29. Mai liess die Lu­ga­ne­ser Stadt­re­gie­rung das selbst­ver­wal­tete Kul­tur­zen­trum räu­men und in ei­ner Nacht- und Ne­bel­ak­tion auch gleich ei­nen Teil der Ge­bäude ab­reis­sen. Just an dem Tag no­ta­bene, als auf dem Bie­ler Schlacht­hof-Areal die Be­völ­ke­rung in hoff­nungs­vol­ler Auf­bruch­stim­mung das Po­ten­zial «ih­res Schlacht­hofs» auslotete…

Am letz­ten Sams­tag, 5. Juni pro­tes­tier­ten in den Stras­sen von Lu­gano über 1500 Men­schen ge­gen die Zer­stö­rung ih­res Kul­tur- und Be­geg­nungs­orts – das ist gut so. Sie ta­ten es fried­lich, wie die Me­dien be­ton­ten. Fakt ist aber lei­der, dass auch der grösste Pro­test das ge­walt­sam zer­störte Zen­trum nicht mehr zu­rück­brin­gen kann…

In Lu­gano re­giert die Lega dei Ti­ci­nesi, zu­sam­men mit ei­ner bür­ger­li­chen Mehr­heit die Stadt. Mit Marco Bor­ra­dori stellt die rechts­extreme Par­tei auch seit acht Jah­ren den Stadt­prä­si­den­ten. Ihm war das selbst­ver­wal­tete Kul­tur- und Be­geg­nungs­zen­trum seit lan­gem ein Dorn im Auge, wie die WOZ berichtet…

Mit der recht­lich um­strit­te­nen Räu­mungs­ak­tion soll­ten die en­ga­gier­ten «Mo­li­nari» ver­trie­ben und der Weg vor­zei­tig frei ge­macht wer­den, für die bal­dige Um­nut­zung des Are­als. Da­für hatte die Stadt ei­nen Ar­chi­tek­tur­wett­be­werb aus­ge­schrie­ben, aus dem Ende 2020 das  Sie­ger­pro­jekt mit dem Na­men «Cam­pus Ma­trix» her­vor­ge­gan­gen war: Nebst ei­nem — be­hörd­lich ge­neh­men — Kul­tur- und Be­geg­nungs­ort in den denk­mal­ge­schütz­ten, noch be­stehen­den Ge­bäu­den des ehe­ma­li­gen Schlacht­hofs, sol­len Woh­nun­gen für Do­zie­rende und Stu­die­rende der Uni­ver­sità della Svi­z­zera Ita­liana ge­baut werden…

WOZ – 10. Juni 2021:

 

 

 

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